Einfach mal entspannen.


Um-Ordnung Teil 2

20. Februar 2019

Einfach mal entspannen.

Oft höre ich als Gruß auf dem Weg zur Kurs-Arbeit oder zu einer Fortbildung "Ach schön, das ganze Wochenende Entspannen!" und frage mich dann, welche Vorstellung da eigentlich von Yoga lebt.

Um-Ordnung Teil 2:

Yoga war an sich noch nie reine Entspannung, hatte auch in der Tradition immer mit intensiver Auseinandersetzung und Suche und konzentrierter Ausdauer zu tun. Überhaupt müsste man den Begriff der Entspannung einmal näher betrachten.
Mir kommen dann folgende und ähnliche Fragen in den Sinn: Warum verharren wir in dieser beständig erlebten Überspannung und erdulden die damit einhergehende Sehnsucht nach Entspannung? Ist die Lösung von Überlastung, Überreizung und Unübersichtlichkeit einzig das vollkommene Loslassen? Wie kann ich entspannen, ohne meine Eigenständigkeit gänzlich aufzugeben? Wie lange hält Entspannung? Was entsteht aus dem Loslassen?

Und im praktischen Bild entwickle ich folgende Antworten: In jedem Fall erfordert jede Asana eine ganz spezifische Spannkraft, jede dieser ästhetischen und in ihrer Harmonie heilsamen Bewegungen bedarf einer ganz konkreten Spannungsverteilung und fördert unsere Fähigkeit zur Entwicklung von eigenständiger, bewusster und zielgerichteter mentaler (und körperlicher) Bewegungsführung.
...und, was wir im Nachhinein deutlich spürbar als neue Kraft erleben, hängt wesentlich mit der nervlichen Beruhigung zusammen, die durch diese geordnete Aktivität entsteht: Spannungen können sich lösen, wenn die entwickelte Vorstellung einer Asana und die wahrnehmende Beobachtung im Formerleben zusammen kommen. Entspannung entsteht wenn wir, gestärkt durch das neue Empfindungserleben, unser Bewusstsein freier und gezielter entfalten können - das hat etwas mit Aktivität zu tun, das ist Entwicklungsarbeit: ich "gehe" nicht in die Asana hinein und lasse los, ich forme sie vielmehr gestaltend aus.
Ich würde mich freuen, wenn mir mehr Menschen "Gutes Durchgestalten!" wünschten, wenn ich auf dem Weg zu Kurs oder Seminar bin, denn ich glaube darum geht es, dass wir unsere Schaffenskräfte entwickeln und uns um uns, unsere Realität, die Welt, in der wir uns bewegen, mit-gestaltend bemühen - uns nicht nur aus ihr heraus lösen wollen.